Wunschlos glücklich

20. März 2012 § 11 Kommentare

Brief von EH. Als wäre es die Antwort auf eine Frage, die ich nicht gestellt habe: „Ich lebe meine sexuellen Wünsche aus. Das kann man schließlich auch in einer Beziehung, in der man sich absolut vertraut.“
Dieses vielerwähnte Vertrauen, ich verstehe das nicht. Was meinen die Leute nur immer damit? Schließlich kann man einander vertrauen und dennoch andere Wünsche haben. Das Wünschen hat mit dem Vertrauen nichts zu tun. Man kann sogar einander vertrauen und dabei untreu sein. Kein Partner kann alle Wünsche erfüllen. Und wenn er es doch kann, diesen einen nie: ein anderer zu sein.

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§ 11 Antworten auf Wunschlos glücklich

  • erinnye sagt:

    Auf die eine oder andere Art bekommt man jede nicht gestellte Frage beantwortet!

  • Lakritze sagt:

    Erinnye, selbstredend. Sozusagen.
    In dem Zusammenhang ist die ganze Vertrauerei vielleicht nur eine Formulierung für »… aber wir mögen uns trotzdem« (was auch gut ist, aber verzweifelter klingt).

    • erinnye sagt:

      Klingt nach der Lite-Variante von Vertrauen – bin mir nicht sicher, ob es vorliegend um sich mögen geht.

      • Solminore sagt:

        Es geht ums Begehren. Meines und ihres (im Sinne von: erhofft). Um die Liebe, und darum, daß die beiden, Begehren und Liebe, einander zwar bedingen können, aber nicht müssen. Und es oft genug eben nicht tun.
        „Vertrauen“ ist in diesem Zusammenhang ein Begriff, der sich mir einfach nicht erschließen will.

        • erinnye sagt:

          Um jetzt mal noch eine Platitüde nachzuschieben: Liebe ohne Begehren im weitesten Sinne halte ich für illusionär. Ist aber das Begehren da, bedarf es der Kategorie „Vertrauen“ nicht. Versteht man Liebe allerdings so wie hier dargelegt, vielleicht könnte man den Begriff „Liebe“ einfach mit „Gewohnheit, nicht Alleine sein, Vertrautheit, gemeinsames Abbezahlen des Eigenheims und gemeinsame Erinnerungen“ ersetzen, dann bedarf es wohl eines gewissen beiderseitigen Vertrauens.

          • Solminore sagt:

            Das ist nicht meine Erfahrung. Das Begehren kann sehr wechselhaft sein, während jene intensive Zuneigung, die man manchmal „Liebe“ nennt, konstant ist. Insbesondere aber läßt sich die Erfahrung des Begehrens auch ohne das Gefühl der sie begleitenden (oder bestimmenden) Liebe machen.
            Was ich am Begriff des Vertrauens verwirrend finde, ist die Implikation des Verletzens und der Auslieferung. Wenn ich jemandem vertraue, begebe ich mich in dessen Gewalt, indem ich auf Kontrolle und Schutz verzichte. Was für eine Kontrolle und was für ein Schutz soll das sein? Daß er oder sie niemand anderen begehre? Das unterliegt nicht der Entscheidung des anderen. Daß er oder sie gegen sein oder ihr Begehren entscheidet? Das ist ein maßloser Anspruch. Und schließlich: Wo liegt überhaupt der Schaden, auf dessen Nichtverursachen ich dem Partner vertraue?

  • Lakritze sagt:

    Hm. Vertrauen ist die Geisel, die wir stellen, um … ja, was eigentlich? Fortdauer zu gewährleisten? Liebe im Sinne von »wir lassen einander nicht allein«? Wie ich’s auch drehe und wende, in meinen Ohren klingt bei diesem »Vertrauen« die Verlustangst mit.
    Und Erinnye: Liebe ohne Begehren nicht möglich? Ich bin da Idealistin und glaube ans Platonische. Und hier die Platitüde: Begehren ohne Liebe soll ja schon vorgekommen sein.

    • erinnye sagt:

      Lakritze, um nochmals eine Platitüde abzusondern: Die Feststellung: ich liebe Dich, bin Dir aber untreu, weil ich anderweitiges Begehren habe: Das ist m. E. die Ausrede derer, die am Gewohnten festhalten, aber das Andere suchen,und ach ja, wenn man nicht gerade sein Begehren in käufliche Bereiche trägt, wird aus dem „Begehren ohne Liebe“ (von dessen Existenz auch ich in meiner Plattheit schon mal gehört habe) dann wieder „Liebe“, und so weiter, es geht dann alles wieder seinen vertrauten Gang, bis man wieder sagt: Ich liebe Dich, aber ich begehre Dich nicht. Ich bin auch Idealistin und glaube daran, dass so etwas wie „die Liebe“ extrem selten ist. Und Begehren: Ich hatte geschrieben, im weitesten Sinne, dazu gehört Wertschätzung, Achtung, vielleicht ein wenig Bewunderung und Geheimnis. „Vertrauen'“ ist meiner Meinung nach hierbei allenfalls eine Sekundärtugend.

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