Das beste Stück
11. September 2004 § Hinterlasse einen Kommentar
Gibt es einen schöneren, eleganteren, praktischeren, sinnlicheren Gegenstand, als gerade ihn? Er ist doch unübertroffen. Keine noch so ausgefeilte Technik kann ihn ersetzen, wenn es wirklich darauf ankommt. Er ist immer zur Stelle, funktioniert auch bei Stromausfall, ist nahezu unverwüstlich sowie leicht und unkompliziert zu handhaben; auch ist er pflegeleicht und meist liefert befriedigende Ergebnisse. Seine langgestreckte Form, seine Steifheit und die Glätte seiner Haut bestechen durch ihr schnörkelloses funktionales Design. Auch für das Auge ist er ein Genuß, und manch einen überkommt schon bei seinem Anblick der Wunsch, ihn in die Hand zu nehmen und damit herumzuspielen. Zwischen den Fingern fühlt er sich gut an, ganz gleich, ob er der eigene ist, oder einem anderen gehört.
Manchen Menschen genügt es, ihn ab und an zur Hand und in selbige zu nehmen; andere dagegen zögern nicht und nehmen ihn zuweilen auch gern in den Mund, vor allem dann, wenn sie nicht weiter wissen; andere wiederum stört der herbe Geruch und Geschmack, so daß sie schon der Gedanke, so etwas zu tun, ekelt; es soll aber sogar solche geben, die daran lutschen, ja, die gar darauf herumkauen – welch letzteres aber eine Unsitte und wovon dringend abzuraten ist.
Zwar ist er von Natur aus schön und praktisch und durch nichts zu verbessern; verspielte Menschen jedoch, Mädchen zumal, setzen ihm manchmal eine Gummikappe auf, die allerlei Verzierungen haben kann aber nicht muß: Noppen, Rillen, Fransen, Büschelchen, ja manche mögen es, wenn er ein Fellmützchen trägt. Derlei Zierat kann sogar sacht parfümiert sein. Erdbeere, Banane und Vanille sind gängige Noten und besonders bei Schulmädchen sehr beliebt. Doch so, wie er ist, ist er schon seine eigene Perfektion; alles, was man ihm sonst angedeihen läßt, alles, womit man ihn ersetzen mag, jede angebliche Verbesserung: sie sind doch nur zierendes Beiwerk. Deshalb wir man immer wieder auf ihn zurückkommen.
In manchen Kulturen bewahrt man ihn in einem Futteral auf. In anderen wiederum legt man nicht so viel Wert auf eine Verpackung. Jedenfalls sollte man ihn nach seinem Gebrauch wieder ordentlich verstauen.
Manchmal ist er hart, manchmal weich, je nach Bedürfnis, Anlaß und Vorhaben; am besten aber ist er zu gebrauchen, wenn er angespitzt ist. Man sollte aber hinterher saubermachen, damit nicht irgendwann jeder Ort, wo man ihn gebraucht hat, von seinen Spuren vollgesaut sei. Wird er jedoch oft und lange gebraucht, oh: so schrumpft er irgendwann und schnurrt zu einem lächerlichen Stummel zusammen. Er kann zärtlich sein und sacht, oder kraftvoll Akzente setzen; er kann ungestüm und unüberlegt sein, oder zögerlich und zagend seine Arbeit tun. Manchmal dauert es sehr lange mit ihm. Manchmal ist man schneller mit ihm fertig, als man gedacht hat. Und manchmal, ja, manchmal schafft er Werke von Bestand. Am schönsten aber ist es, wenn er eine Liebesbotschaft spricht:
18. Sterne
22. Juli 2004 § Hinterlasse einen Kommentar
Wenn die Nacht kommt
Und die Stimmen erwachen
Wenn die Finsternis naht
ungerufen wie meist
und die Zufluchten der Stille
abhanden kommen.
Wenn der Himmel sich abwendet:
An welche Sterne hängen wir dann
das Gewicht unserer Seele?
Musik von irgendwoher, Schönheit in
ihre Schranken verwiesen. Unmöglich,
irgendetwas, Seele, Tag, Nacht, Stern, Mond,
Lied, Meer, Land, Wüste, Wald,
auszuhalten, ließen wir ihr,
ließen wir der Schönheit die Zügel gehen.
Aber die Nacht kommt auch ungerufen, und
die Sterne, die Sterne: vergessene Speise der Engel,
verworfenes Mahl, abgelegtes Singen, nachlässig erübrigt, die
Sterne tragen die Last unseres Herzens nicht.
Sagtest du nicht: Halte mich fest, begrenze mich?
Aber du sollst Nacht werden
und Himmel.
Soviele Blicke an dich angehängt. Ziert dich nicht
die Liebesfeuchte sovieler Lider?
Aber falsch: unter deinen Füßen ruht die Straße. Es ist
nicht so, wie ich dachte, und deine Hände schütteln
Liebe von den Bäumen. Greif
in mein Herz, greif durch mich hindurch, nimm mit,
was du an Toden findest, such dir den schönen Schmuck aus und
Die schillernde Einsamkeit, den Vogel, die Spur
seines Fluges im Licht des Morgens
das Gesicht in der Fensterscheibe, das Eisige
des Fingers, der
deine Wange ungefragt berührt hat.
17. An Claudia (6.7.2004)
21. Juli 2004 § Hinterlasse einen Kommentar
Heute morgen ist der Himmel ungewohnt tiefblau. Festliches Sonnenlicht hängt in den Bäumen. Schatten spreizen sich träge und schlaftrunken in Höfen und unter Hecken. Die Menschen scheinen langsamer zu gehen als sonst, als hätten sie mehr Zeit heute, und obwohl ihre Mienen mürrisch sind, können sie nicht verhindern, daß das aufgehende Licht in ihrem Auge blitzt. Als achteten auch Motoren und Getriebe das Fest dieses Morgens, sind die vielen Fahrzeuge leise und unauffällig. Der Kaffee duftet herrlich, die Arbeit ist sowieso erträglich. Daß ich dir schreiben darf, an einem Tag wie heute, ist etwas Wunderbares und Frisches, als hätte ich es eben erst entdeckt: Ebenso wie die Blätter der Bäume erst heute auf den Gedanken gekommen zu sein scheinen, das Sonnenlicht so herrlich zu spiegeln und so wunderbar und blitzblank zu glänzen, ja als sei die Sonne heute überhaupt zum erstenmal aufgegangen.
Wie mußt du an einem solchen Tag erstrahlen, frage ich mich, und muß dich sehen, sofort, dringlichst, unbedingt. Noch schöner muß dein Auge den weiten Morgenhimmel wiedergeben; noch duftender deine Haut schimmern im Frischlicht. Noch schöner deine Füße wandeln auf der sich wärmenden Erde.
11. verrückt
13. Juli 2004 § Hinterlasse einen Kommentar
Ach Claudia, es ist zum Verrücktwerden. Du bist so schön, daß es absurd ist, aberwitzig schön.