Denn Bleiben ist nirgends

22. Februar 2021 § 2 Kommentare

Geschätzte Leserin, geschätzter Leser,

ich freue mich, daß Sie mir Ihr Wohlwollen und Ihre Aufmerksamkeit geschenkt und hier mitgelesen haben.
Jüngste Entwicklungen auf dem Gebiet der, wie es scheint, unaufhaltsam voranschreitenden Lückenlosisierung, Verwurstung, Entnischung, Entspielraumisierung und Vergeschäftisierung, kurzum der Oeconomisierung sämtlicher Lebensbereiche legen es mir dringend nahe, Wördpreß als Webhosting aufzugeben und den Publikationsort der vorliegenden „inneren Stimmen“ zu verlegen.
Sie finden mich ab sofort unter:

https://askionkataskion.blogda.ch/

Das gesamte Textkonvolut, wie es seit nunmehr 16 Jahren angewachsen ist, findet sich dort unverändert wieder. Ich würde mich freuen, wenn Sie, liebe Leserin, lieber Leser, mir mit Ihrem Wohlwollen und Ihrer Aufmerksamkeit, Ihren Ideen, Einwänden, Ihrem Lob und Ihrem Tadel dorthin folgen würden. Sie können dort lesen, kommentieren, mir ein Gefällt mir hinterlassen oder in den Archiven wühlen. Eine Anmeldung ist weiterhin weder zum Lesen noch zum Kommentieren erforderlich. Ihre bisherigen Kommentare und Links sind mit umgezogen und (hoffentlich) vollständig erhalten. Sollten Sie Probleme beim Lesen oder Kommentieren haben oder irgendetwas Liebgewonnenes vermissen, zögern Sie nicht, mir dies mitzuteilen. Dieses Blog wird am alten Ort noch eine Weile online bleiben; Neues gibt es aber nur noch am neuen.

Bleiben wir im Gespräch!

Herzlich,
Ihr Solminore

8. Februar 2021 § Hinterlasse einen Kommentar

Spornblume

Hier wird’s.

Gehacktes

5. Februar 2021 § 4 Kommentare



Soja-Hack von R*genwalde. Angeblich täuschend echt und von echtem Hack aus Thier nicht zu unterscheiden. Lecker? Sagen wir so: Die Fasern kleben nicht so sehr zwischen den Zähnen wie bei echtem Fleisch.

(Im Ernst, wer sich davon täuschen läßt, der hat ein gestörtes Verhältnis zum Rind.)

Möglicherweise war’s das dann. (2)

31. Januar 2021 § 2 Kommentare

Ja, was haben wir eigentlich geglaubt, damals, als das Internet jung war? An die reine Menschenfreundlichkeit? An den Spieltrieb des Menschen? An seine reine Freude daran, etwas zu schaffen? An die Möglichkeit, daß es ein kreatives Tun jenseits der Systeme von Leistung und Entgelt geben könnte? An die Möglichkeit, endlich ein Publikum zu finden, unabhängig von Papier, Verlag und Vertrieb? Haben wir wirklich geglaubt, all diese schönen Angebote, von Zeitungen über Kartenservices und Suchmaschinen bis zu Blogs und Videokanälen seien umsonst, weil sie nichts kosteten?

Ja, das glaubten wir wirklich. Wie konnten wir so naiv sein? Wie konnten wir unser Erstaunen darüber, daß all diese bunten Dinge einfach so zu haben waren, als wären sie vom Himmel gefallen, wie konnten wir dieses Erstaunen nur so gekonnt beiseiteschieben? Wie konnten wir den Fehler machen, unser eigenes Engagement, unsere eigene reine Schaffensfreude, unsere eigene Bereitschaft, von den Fesseln und Rahmenbedingungen des real life befreit, etwas Schönes um seiner selbst Willen ins Werk zu setzen, auch bei den Machern von Google oder WordPress zu vermuten? Jetzt wundern wir uns und reiben uns die Augen, und das schon seit einer ganzen Weile. Das letzte Wunder kann man jetzt vielleicht auf WP erleben: Die Plattform plant die Einführung sogenannter sponsored articles, das ist eine originelle Bezeichnung für parasitäre Texte, die ohne Kontroll- oder Einspruchmöglichkeit des Bloginhabers, ja ohne sein Wissen von der Plattform zwischen die Originalbeiträge gestreut werden und nichts anderes sind als Werbung im Gewand eines Blogeintrags. Man könnte auch sagen, im Pelz eines Blogartikels. Das ist ungefähr so, als gehörte zu meinem Mietvertrag, daß ich zweimal die Woche mein Wohnzimmer als Verkaufsfläche für Modeschmuck oder Händies freimachen müßte. Nur, und das ist der Punkt, daß es die Wohnung nicht umsonst gibt. (Worüber man durchaus reden könnte; schließlich sind Straßen, der Dienst von Lichtsignalanlagen, Brücken, Unterführungen, Straßenlaternen, Schulen und Universitäten, Parks und Parkbänke und vieles andere auch umsonst, bzw. durch Steuern finanziert.)

Ich habe von Anfang an nicht begriffen, wie es sein kann, daß ein bloßes Rahmenwerk wie eine Blogplattform etwas kosten solle. Schließlich tritt auch der Papierwert eines Buches gegenüber seinem kreativen Inhalt vernachlässigbar zurück. Papier und Druckmaschinen, das waren die Erfordernisse des real life, die wir, als wir anfingen, das Medium auszutesten, für überwunden glaubten. Daß Inhalte wie etwa Zeitungstexte kostenpflichtig sind, das leuchtete mir ein (umso weniger verstand ich, warum man sie – damals – umsonst bekam); was mir nicht einleuchtete, war, daß ich als Autor in der gleichen Weise der Abnehmer einer Dienstleistung sein sollte wie als Leser.

Ich möchte mich und zahllose Mitstreiter auf dieser und anderen Plattformen durchaus als Kulturschaffende, wenn nicht gar als Künstler, mithin das, was wir hier tun, als Kunst- und Kulturleistung auffassen. Was wir hier einstellen, haben wir mit Sorgfalt und einigem Schweiß gestaltet; es macht vielen Lesern Freude und ist, unabhängig davon, ob es uns selbst Spaß gemacht hat oder nicht, Arbeit*; kostet demzufolge Mühe, Konzentration, Zeit und, jawohl, Hingabe. Verlangen wir etwas dafür? Ich jedenfalls nicht. Ich schreibe gerne, und ich stelle es hier gerne unentgeltlich zum Lesen ein. Aber ich will dafür, daß ich etwas kostenlos anbiete, nicht auch noch zur Kasse gebeten werden.

Möglicherweise war’s das dann.

28. Januar 2021 § Ein Kommentar

Ok, wenn WP das ernst meint damit, dann war’s das wohl. Aber Klabautermann-Beiträge über Staubsauger oder Inkontinenzunterwäsche in meinem Blog, die ich weder entfernen noch editieren kann, dulde ich nicht. Dann geh ich und schließe das hier mit einem letzten Eintrag der Kategorie o tempora o mores.

Schade.

Es wäre zu schön gewesen, wie wir damals, in den Nuller Jahren, glaubten. Als wir tatsächlich dachten, das Netz mache ein kostenloses Mittagessen für alle möglich.*

18. Januar 2021 § 2 Kommentare

Hier war’s!

Zwanzig Jahre Mitmachprojekt

15. Januar 2021 § Hinterlasse einen Kommentar


Die Wikipedia (jahrelang glaubte ich, der Name habe irgendwas mit Wikingern zu tun, vielleicht als Ausdruck von Freiheit und Subversivität) wird 20 Jahre alt. Was war den Nachrichten im WDR wert, darüber zu sagen? Das Datum des Onlinestellens; der Name des Gründers, der Ort der Gründung; und: was Kritiker ihr vorwerfen. — Nicht daß man sich nicht bemühen würde; aber gibt es das überhaupt, etwas von Menschen Ausgedachtes und Gemachtes, an das keine Kritik mehr heranreicht? Und könnte man nicht zumindest den Vorschlag machen, angesichts eines Jubiläums und eines beispiellosen Erfolgs ein einziges Mal zu würdigen ohne zu kritisieren? Man hat das Macht’s doch besser schon auf der Zunge. Es ist eine Entgegnung, von der es zu unrecht heißt, sie sei billig oder kindisch. Wer kritisiert, muß sich die Frage nach dem Gegenentwurf gefallen lassen. Das gilt insbesondere und überhaupt für ein Projekt wie die Wikipedia, das ausschließlich davon lebt, daß Kritik nicht nur geäußert, sondern gelebt wird, und zwar von jedem, der sich berufen fühlt. Dir gefällt ein Artikel nicht? Anmelden, besser schreiben. Du hast einen Fehler entdeckt? Anmelden, korrigieren. Dir fehlt ein Artikel zu einem wichtigen Stichwort? Anmelden, Artikel eintragen. Du findest Wikipedia nicht „transparent genug“? Dann melde dich an und mach sie transparenter, Herrgott! Du bist eine Frau und findest die Männer-Frauen-Ratio unter den Mitwirkenden der Wikipedia erbärmlich? Kommste selbst drauf, gell? Wer bei einem Mitmachprojekt nicht bereit ist, mitzumachen, kann sich jede Kritik daran sparen.

Unzeit

12. Januar 2021 § Hinterlasse einen Kommentar


Das Jahr ist angesprungen, der Motor dröhnt, die Kolben stampfen. Los geht’s, mit Volldampf in die Zukunft, die man lieber erst gar nicht kennenlernen mag. Gestern im Büro den Kalender weggeworfen. Das Blatt zeigte den 12.3.2020, ein Donnerstag. Letzter regulärer Arbeitstag. Damals war die Vokabel in Präsenz noch unbekannt, und daß ich weder am folgenden Montag, noch Dienstag, noch Mittwoch, daß ich die ganze Woche nicht und auch den ganzen Monat nicht mehr ins Büro gehen würde; daß ich erst am Ostersonntag eine kurze Stippvisite machen würde, bei der ich den Kalender (aus Trotz? Aus Sturheit? Jedenfalls aus dem zähneknirschenden Vorsatz heraus, es erst zu tun, wenn ich wieder einen normalen Bürotag hätte, der Frage ausweichend, wen ich denn bitte mit dieser Aktion zu strafen gedächte) auch nicht aufs aktuelle Datum brachte — das war an diesem Donnerstag (jedenfalls für mich Vogel Strauß aus der subterranen Perspektive) nicht abzusehen, nicht einmal denkbar. Daß ich gar nicht mehr dazu kommen würde, weil die Zeit diesen Kalender verschlingen würde, und immer noch nichts ausgestanden wäre, das wäre allenfalls Stoff für Albträume gewesen. Und da sind wir nun. War es eine Vorahnung, die mich bei der Kalenderbestellung für 2021 den kleinen Wandkalender vergessen ließ? Was da jetzt über meinem Schreibtisch hängt, ist eine Jahresübersicht 2021, lauter unangebrochene Tage; aber kein Marker fürs aktuelle Datum, dessen Aktualisierung ich, als wollte ich die losstampfende Zeit auf Pause stellen, noch halsstarrig verweigern könnte.

Schnee & Schnee

10. Januar 2021 § 3 Kommentare



Die Nachbarin Lakritze hat’s vorgemacht, ich mach es eiskalt nach. Zweimal ein Bild von Schnee:

Keine Zeit für Helden

7. Januar 2021 § 8 Kommentare

Vielleicht fällt es uns auch deshalb so schwer, mit dem Virus umzugehen, weil es unsere liebsten Erzählungen durchstreicht. Der Feuerwehrmann, der in ein brennendes Haus steigt, um Eingeschlossene zu retten; Sicherheitskräfte, die eine zu schützenden Person mit dem eigenen Körper decken; der mutige Ersthelfer, der ohne zu zögern ins eisige Wasser springt, um ein ertrinkendes Kind herauszuziehen; oder auch die Wildsau, die ihre Jungen tapfer vor dem Löwen, die Löwin, die die ihren vor den Jägern verteidigt — das Motiv ist so alt wie die westliche Literatur, und nie sind diese Helden, in menschlicher oder tierischer Gestalt, bescheuerte Spinner, in diesen Erzählungen ist der Einsatz des eigenen Lebens zur Rettung anderer immer positiv bewertet — selbst da noch, wo der Retter scheitert. Ein solches Heldentum ist individuell, es hat einen Namen und ein Gesicht in den Zeitungen.

Was war Heldenmut in Zeiten der Pestilenz? Er bestand in der aufopferungsvollen Pflege der Kranken und war, aus heutiger epidemiologischer Sicht und in Anbetracht der damaligen Unkenntnis des Ansteckungsweges, grundverkehrt. Die Pfleger pflegten und steckten sich pflegend selbst an — um der Seuche daraufhin bei der Ausbreitung behilflich zu sein. Der pseudoheilige Rochus — die Geschichte schweigt davon, wie viele weitere Menschen er mit seiner Pestbeule angesteckt haben mag.

Das Virus zwingt zur Feigheit. Wer feige ist, ist gut; wer sich selbst schützt, schützt andere. Feigheit ist die neue Leittugend, das neue Heldentum. Aber was für alberne Helden bringt es hervor? Todesverachtung heißt unter den Regeln, die das Virus aufstellt, Menschenverachtung, und wer mutig ist, rettet nicht, sondern gefährdet andere. Wir würden uns gerne mutig als Teil der Lösung verstehen, dabei müssen wir lernen, uns als Teil des Problems zu sehen. Das läuft konträr zu all unseren Lieblingserzählungen, ist langweilig und empörend, verspottet die Intuition und kehrt alle Werte, die wir rund um Gefahr und Gefährlichkeit errichtet haben, um. Wir sind keine Helden, wir sind selbst die Gefahr. Wir selbst sind das Böse, seine Träger, seine Knechte.

Unser gewöhnliches Vokabular in Antwort auf Gefahr ist: trotzen, bekämpfen, Widerstand leisten. Gerade hinstehen. Schultern breit. Dem Gegner ins Gesicht lachen. Zwar wird jedem Ersthelfer im Kurs der Leitsatz eingebleut, ein toter Helfer ist ein schlechter Helfer; aber die guten Geschichten gehen anders, da finden wir Absperren und Warndreiecke eher langweilig. In den Geschichten rennen wir einfach, unserem besten inneren Befehl folgend, ins brennende Haus, verachten wir den Tod und bleiben trotzdem am Leben. Das Virus aber verbietet uns nicht nur unsere besten Instinkte (bei Bedrohung zusammenzurücken und Trost in der Nähe zu suchen); es hat auch leider keine guten Geschichten für uns, keine Erzählungen, deren Helden wir gern selber wären.

  • Sprachregelung

    Bei mir sind Männer grundsätzlich mitgemeint.

  • Sententiae recentissime prolatae

    Sprachalternativen… bei Asylant
    Erzähl mir eine Gesc… bei Maja
    Erzähl mir eine Gesc… bei Die Pest auf Ägina (6)
    Lakritze bei Denn Bleiben ist nirgends
    Noch einmal Tabu… bei Tabu
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